Nicht immer war es für Kleintierzüchter einfach Futter oder auch Zuchttiere zu einem wirtschaftlich vertretbaren Preis zu erstehen. Um diesem Übel entgegen zu wirken, schlossen sich im Jahre 1908 die Ziegenzüchter Stammheims zu einem Ziegenzüchterverein zusammen. Ihr Ziel war es, durch die Führung eines Herdbuches, auf die Bockhaltung in der Gemeinde einzuwirken. Außerdem wollten sie durch den gemeinsamen Einkauf von Futtermitteln, diese günstiger beziehen.
Kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges, schloss sich noch eine Gruppe von 22 Geflügelzüchtern, zur Wahrnehmung ihrer Interessen dem Geflügelzuchtverein Zuffenhausen an.
Im Jahre 1921 erfolgte dann auch noch die Gründung eines Kaninchenzüchtervereins in Stammheim.
Viele Züchter gehörten zu dieser Zeit zwei oder auch allen drei Vereinen an. Durch die Initiative des Kaninchenzüchtervereins kam es dann schon 1922 zu den ersten gemeinsamen Versammlungen und im Dezember des gleichen Jahres zum Zusammenschluß der drei Sparten zum Kleintierzuchtverein Stammheim.
Die erste Vorstandschaft setzte sich wie folgt zusammen:
• 1. Vorstand Zöpfel
• 2. Vorstand Rudolf
• 1. Schriftführer Brenzel
• 2. Schriftführer Mehrer
• Kassier: Michel
Außerdem kamen noch elf Beisitzer hinzu, von denen je zwei die Interessen der Ziegen-, Kaninchen- und Geflügelzüchter zu vertreten hatten. Drei Beisitzer bildeten die Futtermittelkommision und zwei waren als Revisoren für die Futtermittelkasse gewählt. Für diese Futtermittelkasse sollte jedes Mitglied einen Anteilschein von DM 200,-- erwerben. Wenn auch zu dieser Zusammenschlussversammlung nur 26 Mitglieder erschienen waren, so gehörtem dem Verein bereits ein Jahr später schon 118 Mitglieder an.
In den folgenden Jahren richtete der Verein verschiedene Kreis- und Bezirksschauen für den Kreis Ludwigsburg und den Bezirk Stuttgart aus. Dank seiner politischen Neutralität konnte der Verein auch während des “Dritten Reichs” seine Selbständigkeit bewahren und noch während des zweiten Weltkrieges seine Jungtier- Lokalschau durchführen. Im Frühjahr 1940 wurde die Gemeinde Stammheim von der Stadt Stuttgart eingemeindet und der Verein vom Kreisverband Ludwigsburg in den Kreisverband Stuttgart übernommen. Bei der Bombardierung im Oktober 1944 und Januar 1945 verlor der Verein einige Mitglieder. Viele andere Mitglieder büßten ihre Stallungen sowie Zuchten ein.
Bereits am 25. August 1945 konnte Hans Bäßler, mit Genehmigung der Alliierten Militärverwaltung die erste Versammlung nach dem Kriege durchgeführt werden und der Verein zu neuem Leben erweckt werden. Für die Verdienste um den Verein, während und nach dem Kriege, wurde Hans Bäßler zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Dieselbe Ehrung wurde auch noch seinem Nachfolger Fritz Göbel zuteil. War bis 1950 die Futterbeschaffung die Hauptsorge der Kleintierzüchter, so änderte sich dies in den folgenden Wirtschaftswunderjahren. Immer mehr Haltungsverbote für Kleintiere wurden ausgesprochen, so das die Freude über “Markenfrei” Braten schnell vergessen war. In diesen Jahren versuchte es Fritz Göbel ( Vorstand ) unzählige male, ein Grundstück aufzutreiben. Mehrfach wurden von Seiten der Stadtverwaltung diesbezüglich Anträge abgelehnt und bestehende Pachtverträge sogar kurzfristig wieder gekündigt. Leider konnte er nicht mehr miterleben wie 1972 unter Vorstand Johann Lechner und vor allem Kassier Otto Dannenmann der von ihm eingeschlagene Weg doch noch zum Ziel führte und mit dem Bau der Zuchtanlage begonnen werden konnte. Kurze Zeit nach Fertigstellung der Zuchtanlage kam unser Otto Dannenmann durch einen tragischen Verkehrsunfall ums Leben. Es war nicht mehr möglich, ihn für seinen Einsatz gebührend zu ehren.
Seit 1983 leitet Alfred Mages die Geschicke des Vereins. Durch seine Initiative und die Unterstützung durch Altstadtrat Alfred Motzer wurde auch die Zuchtanlagenerweiterung erwirkt. Wegen seiner langjährigen Tätigkeit als Sonderrichter und Zuchtwart des Modenaclubs Deutschland entwickelte sich unser Verein sozusagen als kleine “Modena- Hochburg”.